Paulas Geschichte

Beim Tierarzt: Katze und Mensch flippen aus

Paulas Diagnose fiel in eine schwierige Lebensphase von mir. Mein Vater lag im Sterben, mein Job war persönlich und inhaltlich sehr stressig. Paula brauchte zu dieser Zeit beim Tierarzt eine Narkose, weil sie sonst gar nicht zu behandeln war. Nachdem in ihrer Urinprobe erhöhte Zuckerwerte gefunden wurden blieb uns nichts anderes übrig, als hinzufahren.

Der Tierarztbesuch als KSK-Einsatz

Paula und ihr Katzenkorb haben ein – vorsichtig ausgedrückt – angespanntes Verhältnis. Wenn Paula den Korb sieht, ist sie so schnell weg, dass ich meist alleine mit dem Korb dastehe. Sie in den Korb zu bekommen funktioniert nur, weil ich einen Transportkorb habe, der oben offen ist. Ja, auch ich hätte mir ein Bastkörbchen mit Schmusedecke gewünscht, aber die Katze hat diese Sorte abgelehnt. Sie hat auch alle Schmusetaschen, Kennels und andere Transportmittel abgelehnt. Der Korb mit Deckel führt allerdings dazu, dass schon der Einstieg Stress ist. Natürlich habe ich auch schon alle Tricks mit Klickern, Leckerli, Feliway und anderen Überzeugungswegen getestet – Paula ist schlauer.

Den Korb platziere ich also vor der Wohnungstür, locke die Katze in den Flur, nehme die Katze auf den Arm, öffne die Wohnungstür, hole den geöffneten Korb mit dem Fuß rein, setze die Katze in den Korb, Stopfe alle Körperteile der Katze in den Korb, schließe den Deckel und atme aus. Eine Karriere bei den Navy Seals ist nichts dagegen.

Die Katze ist sehr wehrhaft

Beim Tierarzt angekommen dachten die anderen Patient*innen vermutlich, dass ich einen Leopard dabei habe. Paula knurrt, schreit, fetzt ihre Krallen durch die Öffnungen und macht insgesamt einen unkooperativen Eindruck. Ich gestehe, dass ich die Katze nur abgegeben habe, weil die Narkose ohnehin dauert und ich einen Arbeitstermin hatte. Wir waren nachmittags verabredet, die Katze abzuholen und dann die Ergebnisse zu besprechen.

Nachmittags war ein Notfall dazwischen gekommen, so dass ich nur Paula abholen und nach Hause bringen konnte. Eine Katze, die aus der Narkose aufwacht, kennt nur Feinde.

Frauchen ist auch wehrhaft

Am nächsten Mittag hatte ich wieder einen Termin bei der Tierärztin, jetzt alleine, und es kamen wieder mehrere Notfälle. In der Zwischenzeit hatte ich im Internet schon Einiges über Katzendiabetes gelesen und war entsprechend aufgelöst. Dazu kam der Stress im Job, so dass ich zu Paula wurde und das gesamte Praxisteam angeschrien habe, um dann in Tränen auszubrechen. Ich weiß nicht, ob ich jetzt eine Extra-Akte habe, aber das Team der Praxis ist immernoch sehr freundlich. Nach Feierabend ging ich wieder in die Praxis, wo die Tierärztin mich mit einem Caninsulin-Pen und Diabetes-Spezialfutter versorgte, mir erklärte, wie man eine Spritze setzt, die Anfangsdosis festlegte und mir viel Glück wünschte. Paulas Tierärztin ist für immer Optimistin und hat gleichzeitig die notwendige Ironie, die mir schon über viele schwierige Phasen hinweggeholfen hat.