Praktische Tipps

Was passiert bei unbehandeltem Diabetes?

Immer wieder findet sich im Netz die Frage: Kann ich den Diabetes meiner Katze unbehandelt lassen? Heute möchte ich beschreiben, was passiert, wenn Du eine zuckerkranke Katze nicht behandelst.

Unbehandelte Zuckerkrankheit: Die Gründe

Wenn man auf die Beiträge klickt, in denen Katzenbesitzer fragen, ob sie den Diabetes ihrer Katze unbehandelt lassen können, zeigen sich oft Gründe für diese Frage. Die meisten sagen, sie können nichts mit Spritzen anfangen oder haben Angst. Einige schreiben, dass sie nicht pünktlich zu Hause sein können. Und manche sind der Meinung, dass eine Katze keine Diabetes-Behandlung bekommen sollte. Zum letzten Punkt werde ich nichts sagen. Zu den anderen beiden Punkte würde ich sagen: Es braucht Zeit, sich an die Krankheit zu gewöhnen. Und es klappt nicht immer alles von Anfang an. Aber es ist immer besser, etwas zu tun als die Katze leiden zu lassen. Warum das so ist beschreibe ich jetzt.

Du bist nicht Du, wenn Du hungrig bist

Ich habe schon beschrieben, dass eine überzuckerte Katze immer hungrig ist. Das liegt nicht daran, dass sie verfressen ist sondern daran, dass ihr Körper den Zucker aus der Nahrung nicht verwerten kann. Die Katze hat also wirklich immer Hunger und das Essen macht es nicht besser, weil sie nicht viel davon merkt. Ihr Blutzucker ist dauerhaft erhöht, also ist sie immer nervös und unleidig. Man muss sich das vorstellen, wie wenn man eine ganze Tüte Gummibärchen gegessen hat und dann noch eine Cola dazu trinkt. Total hochgejazzt. Und das dauerhaft. Und Du kannst es der Katze nicht erklären. Das Zusammenleben von Katze und Mensch ist dann also nicht besonders entspannt.

Trinken und Pinke(l)n

Polydipsie und Polyurie nennen sich die ersten Symptome einer unbehandelten Diabeteserkrankung. Das heißt, dass die Katze viel trinkt und entsprechend viel auf Toilette muss. Bei einem unbehandelten Diabetes hat die Katze keine Chance, das Zucker aus dem Blut zu bekommen und trinkt deshalb sehr viel. Weil sie viel trinkt, pinkelt sie viel – unter Umständen auch mal nicht in die Katzentoilette. Durch den Zucker im Urin ist sie außerdem anfälliger für Blasenentzündungen. Das kann man sich so vorstellen: Die Katze trinkt extrem viel, muss richtig dringend aufs Töpfchen und kann vor lauter Schmerzen nicht. Ein Zustand, den man auch Feindinnen nicht wünscht.

Zuviel Zucker geht an die Nieren

Natürlich könnte man sagen – na gut, dann fühlt sich die Katze nicht so wohl, aber das halte ich aus. Hinzu kommt aber, dass ein langfristig erhöhter Zucker zu verschiedenen Organschäden führt. Der hohe Zucker schädigt auf Dauer die kleinen Blutgefäße im Körper. Davon ist auch die Niere betroffen mit ihren unzähligen feinen Filtereinheiten. Wenn die ausfallen, kann die Niere nicht mehr arbeiten und das Blut wird nicht mehr gereinigt. Wer mal einen Menschen mit Nierenschwäche gesehen hat kann sich ungefähr vorstellen, wie es der Katze geht. Menschen haben Dialyse und ggf. eine Nierentransplantation (oder zumindest die medizinische Chance darauf), Katzen nicht. Weitere Organe die geschädigt werden sind das Herz, die Netzhaut und es kann zu Ausfällen in den Beinen kommen, der diabetischen Neuropathie. Dieses langsame Organversagen, die Schädigungen von Augen und Bewegungsapparat sind schon einzeln betrachtet so schlimm, dass man sie seiner Katze nicht wünschen wird.

Wenn der Körper sich selbst verdaut: Ketose und Ketoazidose

Wenn der Körper kein Insulin hat oder zu wenig Insulin, kann er keine Kohlenhydrate mehr verwerten und geht an die Speicher in den eigenen Zellen. Die Keto-Diät vefolgt das gleiche Prinzip und soll daher beim Abnehmen helfen. Eine Keto-Diät bei gesunden Menschen ist aber nicht mit dem Zustand der Ketose bei einer diabetischen Katze vergleichbar. Gesunde Menschen und gesunde Katzen können Insulin produzieren, das ist der große Unterschied. Bei einer Katze kann der Ketose-Zustand in die Ketoazidose übergehen. Das ist ein lebensbedrohlicher Zustand und die Katze muss sofort in die Tierklinik. Ketone können über das Blut oder den Urin nachgewiesen werden. Für die Bluttest benötigt man spezielle Teststreifen. Offen gestanden habe ich das noch nie gemacht. Paula hatte zum Glück noch nie eine Keotazidose.

Aber ich kann das wirklich nicht!

Alle genannten Symptome müssten Grund genug sein, in die Diabetes-Behandlung Deiner Katze einzusteigen. Niemand will, dass die eigene Katze leidet. Dennoch gibt es einige Menschen, die sagen: Aber ich kann WIRKLICH keine Spritzen geben. Und ich kann WIRKLICH nicht zweimal am Tag zu Hause sein. Wer wirklich von Spritzen überfordert ist, kann mit Caninsulin und einem VetPen einsteigen. Der VetPen ist wirklich leicht anzuwenden und nimmt die Angst vor Spritzen. Es ist außerdem völlig undramatisch, der Katze eine Spritze zu geben, die Spitze ist schmal und fein. Ich habe inzwischen schon wesentlich größere Spritzen gegeben – die Paula dann auch weniger akzeptiert. Die Insulinspritze ist kein Problem. Für mich war es am Anfang auch eine unmögliche Vorstellung, zweimal am Tag zur gleichen Zeit zu Hause zu sein. Und ganz ehrlich: ich habe es auch oft nicht geschafft. Dann hat die Katze ihr Insulin zwei Stunden später bekommen. Das ist nicht ideal, aber besser als nichts. Meine Tierärztin hat immer gesagt, das Einzige, was nicht passieren darf ist, dass die Katze Insulin bekommt und dann nichts zu Essen.

Zuletzt ein bisschen Moral

Du hast Dir die Katze irgendwann angeschafft. Es gab dafür Gründe. Du hast Dich allein gefühlt, Du wolltest ein Haustier, Du wolltest die schöne Beziehung zu einer Katze…was auch immer. Zu diesem Zeitpunkt hast Du die Verantwortung für das Tier übernommen. Vermutlich hat die Katze Dir viele tolle Stunden geschenkt. Jetzt ist die Zeit, etwas davon zurückzugeben. Die Katze wird es Dir danken.