Paulas Geschichte

Notfall Unterzucker

Wie erkenne ich einen Notfall bei meiner zuckerkranken Katze? Wie reagiere ich am besten? Eigentlich ist eine gut eingestellte Katze mit Diabetes nicht von einer gesunden Katze zu unterscheiden. Der einzige Unterschied ist, dass der Diabetes-Notfall Unterzucker schnell lebensbedrohlich sein kann. Paula hatte zum Glück erst einen Unterzucker, aber der war schlimm genug.

Langzeitinsulin und Fütterung

Paulas Insulin, Tresiba, hat eine sehr lange Wirkung. Das heißt, anstatt direkt nach dem Frühstück zu wirken, beginnt die Wirkung erst nach ein paar Stunden und hält dafür bis zum nächsten Morgen an. Das heißt aber auch: Wenn das Insulin wirkt, wirkt es. Deshalb muss eine Katze, die ein Langzeitinsulin bekommt, regelmäßige kleine Futterportionen bekommen. Sie bekommt den Tigeranteil ihres Futters nachmittags, wenn das Insulin die stärkste Wirkung zeigt. Die stärkste Wirkung merkt man am so genannte Nadir. Der Nadir ist der niedrigste Blutzuckerwert, den eine Katze am Tag hat. Bekommt die Katze kein Futter, wirkt das Insulin trotzdem und die Katze rutscht in den lebensbedrohlichen Unterzucker.

Am Tag als das bei uns passiert ist, habe ich den Futterautomaten morgens auf der Küchenarbeitsplatte stehen lassen und die Tür zugemacht. Ich bin ganz normal zur Arbeit gegangen und wollte sogar früher nach Hause. Stattdessen habe ich mich für einen kleinen Stadtbummel entschieden. Als ich um 16:30 zu Hause ankam, kam mir niemand entgegen.

Unterzucker

Paula lag unter dem Wohnzimmertisch und hat sich nicht bewegt. Sie hat mich zwar matt angeschaut aber nichts gemacht. Sie lag in ihrem eigenen Erbrochenen. Ich habe sofort Traubenzucker zerkleinert und ihr das Puder mit Malzpaste ins Mäulchen gegeben. Paula war so schwach, dass sie sich nicht gewehrt hat. Ich habe das noch ein paar mal wiederholt. Es war der 12. Juli 2019. Ich habe seit sechs Jahren Traubenzucker im Haus und dachte, ich kann ihn auch wegwerfen, weil ich ihn ohnehin nie brauchen werde. Heute bin ich froh, dass ich dieses Päckchen aufgehoben habe. Paula hatte dann, vielleicht zehn Minuten später, einen Blutzucker von 42. Ich habe ihr dann Wasser hingestellt und Fresschen und ihr weiter Paste angeboten. Über die nächsten Stunden hat sich ihr Zucker stabilisiert und Paula war wieder lebendiger. Das hätte auch anders ausgehen können. Ich stelle jetzt jedenfalls den Futterautomaten immer schon abends an ihren Futterplatz.

Diabetes als Verantwortung

Seit diesem Notfall bin ich etwas nervöser geworden. Ich muss zugeben, dass ich mehrmals kontrolliere, ob Paula alles hat. Ich stelle die Katzenkamera auf. Und ich habe für den Katzenbetreuer einen zweiten Futterautomat, falls einer nicht funktioniert. So einfach die Betreuung einer Diabetiker-Katze scheint, so schwer ist es auch, die Verantwortung zu tragen. Ich weiß, dass in vielen Fällen ich Schuld wäre, wenn Paula was passiert. Das versuche ich unter allen Umständen zu vermeiden. Paula kann sich nicht selbst spritzen und sie kann sich selbst nichts zu essen holen. Also stehe ich in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass es ihr gut geht. Zum Glück ist das bisher der Fall.