Katze hat Diabetes
Paulas Geschichte

Zahnloser Tiger: Diabetes bei Katzen und Zahnhalskaries

Paulas schlechter Atem war mir schon länger aufgefallen. Wenn sie auf meinem Bauch lag und mir dann herzhaft ins Gesicht gähnte habe ich eher mal den Kopf weggedreht. Ich habe sie nie auf ihren Mundgeruch angesprochen, denn Katzen haben ja keine Zahnbürsten, was soll sie da machen. Blauäugig dachte ich, das ist eben so, sie ist ja auch nicht mehr die Jüngste. Damals war sie 12.

Der abgebrochene Zahn im Napf

Ich muss dazu sagen, dass ich in einem Haushalt mit vielen Freigängerkatzen aufgewachsen bin. Damals hat man sich nicht groß um Katzen gekümmert und es war irgendwie normal, dass sie auch mal stinken oder Mundgeruch haben. Da Freigängerkatzen durchschnittlich früher sterben hätte ich auch nie an deren Zähne geschweige denn an Zahnpflege gedacht. Als Paula mal wieder freudig an ihren Trockenfutterpellets rumknusperte fiel mir dann auf, dass da was Weißes lag. Es war ein abgebrochener Backenzahn. Ich habe sofort bei der Tierärztin angerufen, die mich beauftragte, ein Foto vom Gebiss von Paula zu machen. Ihr wisst: Paula geht nicht gern zum Tierarzt. Paula lässt sich allerdings auch nicht gerne das Gebiss fotografieren. Von niemandem. Mir war allerdings klar, dass etwas nicht stimmen kann und hatte Mundgeruch und Zahnverlust im Verdacht.

Eine gesunde Katze hat keinen Mundgeruch

Wohl oder übel sind Paula und ich also mal wieder in die Tierarztpraxis gefahren, eigentlich für eine Zahnreinigung. Ja richtig: Das was wir Menschen hassen gibt es für Katzen auch, eine professionelle Zahnreinigung. Paula wurde in Narkose gelegt, ich bin zur Arbeit gefahren – Ihr kennt das Spiel. Als ich in der Praxis anrief, teilte die Tierärztin mir mit, dass sie der Katze leider alle Zähne bis auf die zwei unteren Fangzähnchen entfernen mussten. Und dass Paula nicht amüsiert sei und ich sie bitte abholen soll. Ich holte aus der Praxis ein Kätzchen ab, das zwar zahnlos war aber dennoch keine Freunde mehr kannte. Sie fauchte im halbbetäubten Zustand blutigen Speichel herum. Ein Draculafilm ist nichts dagegen. Paulas Zähnchen waren fast alle am Zahnhals abgefault, die Krankheit nennt sich FORL (Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen). Die Beschreibung ist vergleichbar mit Zahnhalskaries, die Zahnhälse entkalken sich und der Zahn bricht ab. Die Krankheit ist sehr schmerzhaft und meine Katze hatte vermutlich schon lange Zahnschmerzen. Der Mundgeruch kam von Zahnfleischentzündungen und Zahnbelag. Bei Mundgeruch sollte man also unbedingt einen Tierarzt hinzuziehen, eine gesunde Katze hat keinen Mundgeruch.

Paula gähnt jetzt ohne Zähne

Zahnhalskaries und Diabetes

Wenn FORL lange unbehandelt bleibt hat die Katze eine dauerhafte Entzündung im Mäulchen. Bakterien und ständiger Stress im Körper sind die Folge. Den Zusammenhang zwischen einer paradontalen Erkrankung und einer höheren Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu erkranken gibt es auch beim Menschen. Einen detaillierten Beitrag dazu aus einer Tierarztpraxis findet Ihr hier. Einfach ausgedrückt: Ist der Körper ständig unter Stresshormonen leidet die Insulinproduktion. Die Folge kann Diabetes sein. Katzen mit Diabetes, deren Zähne saniert wurden, können in Remission gehen. Das machte es allerdings nicht leichter, die Katze vom Gang zum Katzenzahnarzt zu überzeugen…

Paulas leben ohne Zähne

Tatsächlich haben sich Paulas Blutzuckerwerte nach der Zahnentfernung deutlich verbessert. Sie hat seitdem auch keinen Mundgeruch mehr. Nicht zuletzt hat ihre Aggressivität sich ohne Zähne reduziert: Das kann daran liegen, dass sie kein Zahnweh mehr hat oder daran, dass ihre Blutzuckerwerte stabiler sind. In jedem Fall hat es sich gelohnt. Paula kann ohne Zähnchen fast genauso fressen wie vorher. Sie hat manchmal ein paar Schwierigkeiten, Dinge aus dem Napf zu bekommen, aber dafür nutzt sie dann ihre Pfötchen. Es gibt auch gute flache Futternäpfchen, die sich besonders gut für Katzen ohne Zähne eignen. Und wenn Paula beim Tierarzt ist, dann faucht sie laut: “Ich fab pfar keine Pfähne mehr, aber ich kann immernoch krapfhhen!”