Wie man eine Urinprobe gewinnt
Das Thema ist nicht schön – aber wichtig. Und am Ende gibt es einen Lifehack, also dranbleiben. Eine Urinprobe von einer Katze zu kriegen ist ungefähr so wahrscheinlich wie eine weinende Madonnenstatue zu finden. Es grenzt an ein Wunder.
Das Paradoxe ist, die Notwendigkeit zur Pipi-Probe entsteht meistens, wenn die Katze unsauber ist – also wildpinkelt. Es ist also Urin da: Nur nicht da, wo wir ihn brauchen. Ich kenne die Situation bestens. Die Tierärztin bitte um eine Probe, ich harre der Dinge. Die Katze schleicht mit zusammengekniffenen Beinchen herum, um sich dann in einem unbeobachteten Moment zu erleichtern. Genau da, wo es nicht gut ist. Es gibt verschiedene Wege, die Probe zu erhalten. Der vom Tierarzt empfohlene Weg funktioniert nicht. Der Vollständigkeit halber beschreibe ich ihn trotzdem.
Granulat oder: Die Katze ist ja nicht dumm
Tierärztliche Praxen empfehlen, das Katzenklo komplett zu leeren und zu säubern. Dann gibt man ein nicht saugfähiges Plastikgranulat in die Toilette (davon bekommt man ungefähr 50 Gramm, da bedeckt nicht mal den Boden). Die Katze würde, so der Hersteller, das Granulat für Streu halten und pinkeln. Weil das Granulat die Flüssigkeit nicht aufsaugt, kann man dann mit der beigefügten Pipette den Urin entnehmen und hat seine Probe. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht anders aus. Paula ist irritiert, weil ich überhaupt zu viel an ihrem stillen Örtchen herumhänge. Irgendwann hält sie es nicht mehr aus, springt in die Toilette und ist noch irritierter. Die Granulatkörnchen pieksen und riechen komisch. Und wo – bitteschön – ist die Streu? Sie schaut mich beleidigt an, weil sie denkt, ich denke, sie ist blöd. Sie springt unverrichteter Dinge aus der Toilette. Es geht weiter wie oben.
Mit der Schöpfkelle warten oder: Hast Du kein Hobby?
Meine ursprüngliche Methode war die Schöpfkellen-Warte-Methode. Ich hing, wie oben, ganz unauffällig in der Nähe der Katzentoilette herum. Es gibt da ja immer was zu tun, Bücher lesen, unauffällig herumschauen, Nägel lackieren. Es darf auf keinen Fall auffällig wirken. Paula kam dann öfter vorbei und schaute mich mitleidig an. Sie dachte, dass ich ein neues Hobby brauche. Und sie fand, dass die Sache mit der Schöpfkelle zu auffällig war. Hier wirkte nur die rabiate Methode: Mich und die Katze einsperren. Für Personen mit einem geregelten Tagesablauf und anderen Aufgaben ist das auch eher ungeeignet. Deshalb nun zum Life-Hack.
Das Geheimnis: Frischhaltefolie
Ich bin in einem Katzen-Forum auf die rettende Idee gestoßen. Kleiner Disclaimer: Die reine Lehre ist das nicht. Die reine Lehre besagt natürlich, dass man mit der Katze zum Tierarzt soll, wo dieser mit einem Katheter Urin abnimmt. Right.
Also: Man nimmt idealerweise ein normales Katzenklo mit Rahmen, die Ikea-Boxen sind nicht so gut geeignet. Dann legt man auf die saubere Streu eine Lage Frischhaltefolie und drückt die ein bisschen auf die Streu, so dass keine Luft zwischen Streu und Folie ist. Es sollten auch möglichst keine Lücken entstehen. Bei Paula klappt es in zwei von drei Fällen, dass sie dann in die Toilette springt und – natürlich – erstmal irritiert ist. Sie versucht dann ein bisschen auf der Folie herumzukratzen, die das hoffentlich aushält. Wie gesagt, das gelingt nicht immer. Dann setzt sie sich und man kann mit einer Einwegspritze ein bisschen was absaugen. Dann die Kappe drauf und ab in die Praxis. Ich kann die Male schon nicht mehr zählen, wo ich mit diskret verpackten Kanülen im Bus saß. Dieser Beitrag enthält aus Gründen der Privatsphäre von Paula kein Foto.